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Es läuft alles schief in diesem Jahr. Wegen der globalen Müllkrise fällt Arthurs Adventskalender ins Wasser und auch am Heiligen Abend wird es nicht schneien. Statt sich das Weihnachtsfest verderben zu lassen, beschließt Arthur, Weihnachten zu retten – mitsamt einer Schar Weihnachtsmänner.  Lesen Sie den ersten Teil der Adventsgeschichte der Filmmanufaktur Potsdam und genießen Sie bei sommerlichen Temperaturen den Ersten Advent!

Arthur hatte die Decke bis über beide Ohren gezogen. Er schnaubte vor Wut. Grün fühlte er sich, wie der Grinch, der das Weihnachtsfest so sehr fürchtete, dass er es allen anderen verderben musste. Schnell prüfte Arthur die Farbe seiner Hand. Es schien alles in Ordnung am Körper des Achtjähirgen. Doch er Kleine hatte die Nase gestrichen voll. Erst hatte der Radiomoderator verkündet, dass es in diesem Jahr Weihnachten nicht schneien würde. Dann hatte Mama ihm verboten, ins Kino zu gehen und schließlich hatte sie noch das präsentiert: einen selbst gebastelten Adventskalender. Nicht einen mit Geschenken, wie ihn seine Banknachbarin Mia im letzten Jahr hatte. Neeeein, äha, einen mit Bildern! Bildern! Arthur sind beinah die Augen aus dem Kopf gefallen, als Mama ihn an der Wand fixierte. Wer guckte sich denn heute noch Bilder an? Hallo! Geht’s noch? Wir leben im Zeitalter von You Tube und Virtual Reality, hatte Arthur ihr verraten. Mama hatte tief durch die Nase geschnaubt, ihm einen Gute-Nacht-Kuss gegeben und war aus dem Zimmer gegangen. Bilder, das erinnerte Arthur an Museen und verschrumpelte Alte, die nackt im Wald oder auf Wolken abhingen. Jedenfalls die, die Arthur im Ferienkurs in der Gemäldegalerie kennen gelernt hatte. Und dieser eine Mensch, Jesus, der war auch immer nackt und tot. Immer! Entweder hing er tot am Kreuz oder lag tot auf einem Tisch. So viele Tote hatte Arthur noch nicht einmal in einem Film gesehen! Sogar sein Bruder Tomke war schreiend aus dem Raum gelaufen. Seitdem stand für beide fest: Bilder sind blöd. Und noch viel blöder waren Bilder in selbst gebastelten Kalendern von Mamas.

Missmutig starrte Arthur an die Wand. Da hingen 24 rote Quadrate auf grünem Tonpapier. Arthur verspürte noch nicht einmal Lust, ein Kribbeln oder irgendwas, eines der Quadrate zur Seite zu schieben, um zu schmulen, was sich dahinter verbirgen könnte. Grimmig drehte er sein Gesicht zur Seite. Tomke lag auf dem Bett gegenüber. Er schlief. Sein Atem ging gleichmäßig. „Mir ist dieser Adventskalenderquatsch eh egal“, hatte er gemault und die Lippe dabei so hochgezogen. Cool eben. Arthur, wie er da so im Bett lag, tat es ihm gleich. Dabei fühlte es sich an, als sei eine Murmel in seinem Nasenloch stecken geblieben. Er schnalzte mit der Zunge. Aber es funktionierte nicht so wie bei Tomke. Ihm, Arthur, war es eben gar nicht egal, dass im Adventskalender kein Spielzeug oder Schokolade war. Mia, die aus Arthurs Klasse, hatte im letzten Jahr sogar aus einem Riesensäckchen Schlittschuhe geholt alle anderen pulten die Schokopralinen aus buntem Plastikpapier. Arthur liebte buntes Plastikpapier. In seinem Kopf begann sich alles zu drehen. Kein Kino, kein Kalender mit riesigen Geschenken, kein Schnee. Das bedeutete: Weihnachten würde in diesem Jahr die absolute Katastrophe. Wenn das schon so anfing… blöder Ökokackscheiß! Nur weil Mama ein Zeichen gegen Plastik und Konsum setzen wollte. Arthurs Augen begannen zu funkeln. Er setzte sich auf. Er wusste nun, was zu tun war. Er musste Weihnachten retten!

Vorsichtig strich er seine Bettdecke zurück. Seine nackten Füße berührten den kalten Boden. Leise tapste er zur Holztruhe, die Opa Mert angestrichen hatte und hob mit der einen Hand ganz langsam den Deckel hoch, damit der ja nicht quietschte, und fischte mit der anderen im Dunkeln. Da, er zog den grünen Samtumhang hervor. Außerdem: einen gelben Gürtel aus Filz und einen schwarzen alten Zylinder, den Arthur stets als Tarnkappe verwendete. Besonders gut ließen sich damit Marmeladenkekse in Onkel Esras Nähstube stibitzen. Es war wie ein Wunder, Onkel Esra hatte nie etwas mitbekommen, obwohl er doch direkt neben der Keksdose saß. Arthur zuckte zusammen. „Tor“, murmelte Tomke. Unverständlich schüttelte Arthur den Kopf: Für Tomke gab es immer nur „Fußball“ und „Tor“. Dabei liebte er doch auch Weihnachten. „Aber nein“, fluchte Arthur still vor sich hin, als er den Umhang über die Schultern streifte. „Immer musste er alles allein machen!“ Er musste dafür sorgen, dass es schneit und das Fest nicht ins Wasser fällt. Denn wer schon einen selbstgebastelten Adventskalender aus Bilder bekam…

Arthur ließ die Haustür hinter sich ins Schloß fallen…

Fortsetzung folgt am Montag, den 10.12.2018

 

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